Drei Syrer an meinem Esstisch

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Drei Syrer an meinem Esstisch (von Kerstin Platsch)

Ich hab das Buch an nur zwei Abenden durchgelesen und dabei jede Emotion durchlebt: gelacht, geheult, wütend gewesen, erleichtert, dankbar, erstaunt, alles. Das Buch liest sich so, als würde die Autorin mit einem auf dem Sofa sitzen und einem das alles erzählen. Sie belehrt einen nicht, sie erzählt einfach nur ihre Geschichte und die ihrer drei Freunde und deren Familien. Keine Ahnung, woher eine zweifache, alleinerziehende Mutter mit Vollzeitjob die Zeit und Energie her nimmt – aber sie tut es und davor ziehe ich diverse Hüte. Ein toller Erfahrungsbericht! (Tina)

Am 31. August letzten Jahres hat unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt „Wir schaffen das“. Schaffen wir das wirklich? Ich habe ein Jahr lang drei syrische Männer begeleitet und ein Buch darüber geschrieben: Über die Hochs und Tiefs, über lustige und traurige Erlebnisse und über die Grenzen an die wir gegenseitig gestoßen sind. Schaffen wir das, obwohl viele Mitarbeiter in den Ämtern es nicht schaffen, Geflüchtete wie Menschen zu behandeln und ihnen ernsthaft mit Rat und Tat zur Seite zu stehen; obwohl die Diskussion um unsere Werte von Menschen geführt wird, die sich noch nie mit einem Geflüchteten unterhalten haben? Was sind eigentlich unsere Werte? Und leben wir unsere Werte überhaupt? Schaffen wir es, obwohl deutsche Politiker der Meinung sind, dass wir uns an Bilder wie in Nordgriechenland gewöhnen müssen; das wir einfach weg gucken sollten, anstatt zu helfen; obwohl freiwillige Ärzte sich in die vom Militär geleiteten Flüchtlingscamps einschleichen müssen, um ihre Patienten zu untersuchen und obwohl tausende Menschen mitten in Europa in Zelten hausen und einfach vergessen werden …? Unter diesen Voraussetzungen könnte man eigentlich meinen, dass wir es auf gar keinen Fall schaffen! Aber „Wir sind viele!“ Das sagen wir Helfer gerne mal, wenn uns die Kraft ausgeht, wenn wir mal wieder einen Rückschlag erlebt haben, wenn wir uns über irgendwelche Absurditäten in der Flüchtlingspolitik aufregen. Aber auch wenn wir es mal wieder über irgendeine absurde Hürde geschafft haben oder wenn ein Kind uns dankbar anlächelt. Und wir sind tatsächlich viele, überall auf der Welt! Wir tun uns zusammen und versuchen zu helfen! Kleinste, aus dem Boden gestampfte Initiativen übernehmen die Arbeit von den großen Organisationen und geben den Geflüchteten ein kleines bisschen Würde zurück; einzelne Menschen fassen sich ein Herz und werden aktiv, in allen Europäischen Ländern gibt es Helfergruppen die sich mit viel Engagement, Zuwendung und Kreativität für die Geflüchteten einsetzen. Ich bin mir sicher, dass wir es zumindest schaffen können! Wenn ich mit Ammar, Yassin und Issam arabische Gerichte koche habe ich keine Sorge, dass die gute deutsche Küche unterwandert wird, viel mehr spüre ich wie sehr sie ihre Heimat lieben und wir gerne sie Zuhause wären, an dem Ort, an dem sie einfach so sein dürfen wie sie sind, ohne sich ständig rechtfertigen zu müssen.

Und es schmeckt mir!

Ein Rezept hier als Beispiel: Halawet el JibnHalawet el Jibn (süße Mozarellakäseröllchen gefüllt mit Ashta (orientalische Sahnecreme) 500 g Mozzarella 500 ml Milch oder Wasser 300 g Zucker 300 g Weichweizengrieß 1 Becher Sahne 350 ml Vollmilch 2 EL Zucker 2 EL Speisestärke 1 TL Rosenwasser Pistazien frisch gehackt Zubereitung Die Milch/das Wasser zum Kochen bringen, dann den Zucker dazugeben und solange rühren, bis er sich aufgelöst hat. Sobald es wieder aufkocht, langsam den Grieß einstreuen und gut durchmischen. Ist dies getan, den zerkleinerten Mozzarella zufügen und solange rühren bis er vollständig geschmolzen ist. Jetzt den Teig, solange er noch warm ist ausrollen und in kleine Rechtecke teilen. (wenn der Teig sich beim ausrollen wehrt, dann hilft es etwas Honig auf dem Tisch zu verteilen). Füllung: 100 ml Milch mit Zucker und Speisestärke mischen. Die restliche Milch und die Sahne aufkochen. Die angerührte Speisestärke dazugeben und gut verrühren. Rosenwasser dazu gießen. Solange rühren bis die Masse eindickt. Nach dem Abkühlen die Teig-Rechtecke mit je einem Teelöffel der Masse füllen und aufrollen. Auf einen Teller geben und mit den gehackten Pistazien garnieren. Besonders lecker schmecken die Röllchen, wenn man noch etwas Rosenwasser und Zuckerwasser (einfach Wasser mit Zucker zum Kochen bringen) drauf träufelt. Im Kühlschrank aufbewahrt halten die Röllchen einige Tage.


Das Buch erscheint als Paperback am 15. September 2016, beim Brandes & Apsel Verlag, hat 200 Seiten, und kostet EUR 19,90 Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3955581764

ISBN-13: 978-3955581763